Diesmal ist man in die Vollen gegangen. Man hat in ein richtig gutes System wie Intels Flitzer i7 Skylake investiert und ein passendes Motherboard mit einem Z-Chipsatz, der die Kerne ungehindert aufs System loslässt, gewählt. Das neue BIOS lockt also mit ungeahnten Möglichkeiten. Aber wie schnell kann der neue Prozessor eigentlich werden?
Erst testen, dann übertakten
Es gibt genügend Möglichkeiten, den Prozessor an seine Grenzen zu bringen. Aber bevor man das innere Biest der CPU entfesselt, sollte man einen genauen Blick auf sein System werfen. Man sollte sicherstellen, dass das System die gewünschte Leistung erbringen kann.
Wer sein altes System aufrüstet, sollte alle Oberflächen, Ventilatoren, Rillen, Ritzen, Lüfter und alles was Hitze erzeugt von Staub und Schmutz befreien. Es ist nicht nur hygienischer sondern hat auch Sinn, denn eine Lage Staub ist wie ein Pelzmantel für diese Mechaniken. Wenn man sein System übertaktet, benötigt man jede Art von Hitzeableitung die es gibt.
Während alles offen liegt, sollte man außerdem herausfinden, wo sich der CMOS-Reset-Knopf befindet und sicherstellen, dass dieser gut erreichbar ist. Wenn man durch die neuen Einstellungen irgendwo hängen bleibt, ist dieser Knopf die Rettung in der Not und man kann alles zurückstetzen.
Übung macht den Meister
Als nächstes benötigt man eine Tube Hochleistungs-Wärmeleitpaste, wie Arctic MX-4 oder Artic Silver 5, und muss lernen, diese richtig aufzutragen. Als Anfänger sollte man die nicht-leitende Variante nehmen, denn man kann leicht eine Sauerei verursachen. Bei nicht-leitender Paste kann man sichergehen, dass dadurch nicht sofort Motherboard-Komponenten oder Steckdosen kurzgeschlossen werden.
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Wärmeleitpaste aufzutragen, ist eine Fertigkeit, die man üben muss. Deshalb sollte man sich damit genug Zeit lassen, bevor man sich ans teure Equipment heranwagt. Man kann den Erfolg seiner Erstversuche mittels des BIOS-Bildschirmes beobachten. Schlecht sitzende Kühler oder nicht korrekt aufgetragene Wärmeleitpaste werden als erhöhte Temperaturen dargestellt. Sind einige Kerne wärmer als andere, dann ist etwas faul, jedoch sind Abweichungen von 3-7°C normal und bedenkenlos.
Man sollte auch seinen Kühler, gerade wenn er ein Standardkühler ist, genauer unter die Lupe nehmen. Als Mindestinvestition empfehlen wir den Cooler Master Hyper 212 EVO für knapp 35 Euro oder sogar einen Wasserkühler im geschlossenen Design wie den Corsair H100i. Wassergekühlte Systeme sind einfach an die CPU anzubringen und sorgen für bessere Motherboard-Sichtbarkeit und bessere Gehäuselüftung.
Grundtaktung oder Multiplikator?
Das System ist bereit, jetzt muss man etwas mit Zahlen jonglieren. Die Geschwindigkeit der CPU hängt von zwei Faktoren ab: es gibt den allgemeinen Taktgeber (Grundtaktung) sowie den Multiplikator (Vervielfacher). Der Grundtakt oder BCLK beeinflusst nicht nur die CPU sondern auch die Geschwindigkeit des DRAM, Speichereinheiten und andere, integrierte Komponenten.
Die Grundtaktung liegt normalerweise bei 100 MHz und die meisten vermeiden damit zu experimentieren, denn ein später schwer festzustellender Instabilitätsverlust kann schon bei nur kleinen Übertaktungen auftreten. Besonders beim Skylake-System ist die Versuchung groß und es gibt sicher einige BCLK-Tuning-Möglichkeiten, aber wir raten nur Fortgeschrittenen dazu und auch nur wenn alle anderen Möglichkeiten, wie die Änderung des Multiplikators, ausgeschöpft wurden.
Multiplizieren mit System
Der Multiplikator ist dagegen allein für die CPU zuständig und eignet sich deshalb viel besser, das Leistungspotenzial zu testen. Alle Geschwindigkeitserhöhungen werden vom Prozessor aufgegriffen, sodass man nicht befürchten muss, dass ein anderes System beeinträchtigt wird. Außerdem können mit dem Multiplikator viel höhere Übertaktungsraten als mit der BCLK-Übertaktung erreicht werden.
Intels Core-i7-Prozessor-Serien wie Sandy Bridge, Ivy Bridge, Haswell und Skylake bieten alle viel Raum nach oben und sind freigeschalten. Es können, gerade mit einem guten Kühlsystem, Multiplikator-Geschwindigkeiten von 4,3 bis 4,8 GHz erreicht werden. Skylakes Übertaktungspotenzial liegt im selben Bereich wie Haswell und Ivy Bridge im Endbereich. Es ist ganz einfach festzustellen, in welche Kategorie eine CPU fällt.
Dazu fährt man sein System in einen stabilen Zustand im BIOS hoch und lädt die Motherboard-Standardeinstellungen. Danach setzt man die DRAM-Geschwindigkeit auf AUTO oder der empfohlenen Spezifikation des Chipsatzes wie zum Beispiel 2133 MHz für Skylakes Z170-Chipsatz. Wer frühere Einstellungen für später sichern möchte, sollte diese aufschreiben oder einen Screenshot oder ein Foto vom BIOS-Bildschirm machen. Die meisten Motherboards bieten abspeicherbare BIOS-Profile für diesen Zweck oder erlauben sogar das Speichern auf einem USB-Stick.
Spannung – Kenne deine Grenzen
Als nächstes legt man manuell eine sichere CPU-Spannung fest. 1,25 ist ein guter Anfang für Skylake. Man muss außerdem alle Kerne miteinander verbinden, sodass eine Änderung des Multiplikators auch alle Prozessorkerne beeinflusst. Man sollte adaptive oder Offset-Spannung zum Übertakten vermeiden, denn Stresstests, die bei adaptiver Spannung durchgeführt werden, können zu Spannungssteigerung über der empfohlenen Norm führen und dadurch Abstürze oder sogar Prozessorschäden verursachen.
Wer dennoch mit adaptiver Spannung experimentieren möchte, sollte dies nach erfolgreichen Stabilitätstests und dem Erreichen einer sicheren und stabilen Übertaktung ausprobieren.
Mit einer sicheren, festgelegten Spannung kann es nun mit dem Übertakten losgehen. Man sollte mit 43 oder einer der höheren Turbofrequenzen beginnen und kann die Zahl langsam steigern bis das System Instabilitäten, wie Abstürze mit blauem Bildschirm, Hochfahrfehler oder steckenbleibende Funktionen, aufweist. Die meisten Chipsätze vertragen 4,5 GHz oder höher. Unser Skylake-Testobjekt konnte bis zu 4,7 GHz mittels Multiplikatorveränderungen erreichen. Die Zahl, die man erreicht, ist die maximale Grundgeschwindigkeit des Chipsatzes. Das ist jedoch noch nicht das Ende der Fahnenstange, wenn es ums Übertakten geht.
Die Spannung bleibt
Der nächste und gleichzeitig auch der gefährlichste Schritt ist die Erhöhung der CPU-Spannung. Wir raten dringend zur Vorsicht. Die 1,25-Startspannung ist so niedrig, dass eine Erhöhung von bis zu 1,3 oder 1,35 zu mehreren hundert zusätzlichen MHz führen kann. Im Test mit Skylake konnten wir dadurch unsere CPU-Spitzengeschwindigkeit auf sichere 4,5 bis 4,7 GHZ hochschrauben.
Mit jeder Erhöhung der Spannung steigt jedoch auch die Temperatur und die Hitzekurve verläuft nicht immer gleichförmig. Deshalb sind ab 1,4 Volt anständige Kühlmöglichkeiten nötig und die Vorteile der Übertaktung kehren sich bald um. Denn wer bei stetiger und ständiger Übertaktung bei unter 1,4 Volt bleibt, verlängert die Lebensdauer seines Prozessors.
Stabilitätstests sind nach jeder erhöhten Übertaktungseinheit ein Muss. Es gibt mehrere Programme für diesen Zweck. Prime 95 is kostenlos und schon seit Jahren auf dem Markt. Es ist ziemlich gut im Testen von Übertaktungen, aber besser ist AIDA64, welches Systeminformationen, synthetische Richtwert, allgemeine Überwachung und Stresstests kombiniert.
Tastenkürzel, Software und Automatik
Ein-Schritt-Übertaktungslösungen via BIOS, Desktopverwaltung oder Motherboard-Schalter sind ebenfalls sehr beliebt und bieten eine automatisch ablaufende Übertaktung, die man mal mehr oder weniger gut beeinflussen kann.
Ergebnisse dieser automatischen Lösung sind jedoch nicht immer befriedigend und normalerweise im niedrigen Bereich, während sie gleichzeitig zu viel Spannung nutzen. Dies sollte man bedenken, wenn man sich für diese Variante entscheidet.
Man braucht keinen flüssigen Stickstoff oder abenteuerliche Methoden, um eine zufriedenstellende Übertaktung zu erreichen. Man benötigt nur ein gesundes System, welches man entsprechend gut vorbereitet.